Radeln ohne E – Lust & Frust

Gestern hatte ich endlich mal wieder ein Glücksgefühl. Mit meinem Mountainbike gelang es mir, zwei Mittvierziger auf ihren Elektro-Trekkingrädern abzuhängen. Nicht mehr ganz junge Beinmuskeln und eine gute Kondition siegten über hochmoderne Bosch-Antriebstechnik.

 

Meinen Triumph erzielte ich auf ebener Strecke , muss ich gestehen. Am Berg hätte ich vielleicht das Nachsehen gehabt – es sei denn, den Akkus meiner Konkurrenten wäre rechtzeitig die Puste ausgegangen.

 

Leider erlebe ich auf meinen Radtouren derartige Glücksmomente immer seltener. Die Konkurrenz schläft nicht und rüstet immer mehr auf. Gegen E-Motoren mit 250 W Leistung und 85 Nm Drehmoment haben meine Waden einen zunehmend schweren Stand. Da hilft dann auch ein Power-Riegel nicht mehr. 

 

Dass ich mit meinem Ohne-E-Bike mittlerweile zu einer aussterbenden Spezies zähle, damit habe ich mich längst arrangiert. Einer der letzten Naked-Bike-Dinosaurier, das klingt doch gar nicht so übel!

 

Nur manchmal überkommt mich ein Einsamkeitsgefühl, wenn ich an einem sonnigen Tag während meiner Tour zum Lieblingsbiergarten am Stausee Heerscharen von Radlern begegne, die alle E-Motoren an Bord haben – egal ob Twen oder Greis. Und jeder Zweite, dick oder dünn, weiblich oder männlich, hat sich in  eng anliegende Radler-Funktions-Kleidung gezwängt – vielleicht, um zu betonen, wie sportlich sie oder er ist. 

 

Mag sein, dass irgendwann der Tag kommt, wo auch ich meinen Außenseiter-Status aufgebe und um Aufnahme in die E-Bike-Gang bitten werde. Natürlich nur, wenn mich gesundheitliche Gründe dazu zwingen sollten. 

 

Bis dahin aber radle ich weiterhin, mit durchaus gemischten Gefühlen, ganz unelektrisch – von meinen batteriebetriebenen Leuchten mal abgesehen. Und irgendwie macht mich das stolz, was, ehrlich gesagt, auch nicht das schlechteste Feeling ist!